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Leih mir Deine Augen: App stärkt Autonomie blinder Menschen

Geschrieben von ursula.kramer am Donnerstag, 24. November 2016 - 12:14

Ein Beispiel für die sinnvolle Nutzung von Technik, um Menschen mit körperlichen Einschränkungen ein selbstbesstimmtes Leben zu erleichtern, ist die BeMyEyes App. Der Ansatz, den das dänische Unternehmen mit der App verfolgt, ist einfach und genial zugleich: Auf der einen Seite sind viele freiwillige, sehende Helfer, die über die ganze Welt verteilt sind. Auf der anderen Seite sind Blinde, die für die kleinen Dinge des Lebens die Hilfe des sehenden Netzwerkes schnell und unkompliziert in Anspruch nehmen können. Ein Video-Anruf genügt. "Ist der Braten schon gar? Was ist in dieser Dose? " etc., Das Ziel: Mehr Autonomie für Blinde, die die häufig kleinen Alltagsherausforderungen mit Hilfe der App besser meistern und damit Unabhängigkeit gewinnen können.
Die App ist derzeit für das iPhone als iOS-App verfügbar, bald jedoch auch für Android-Smartphones.

Zum Hilfenetzwerk zählen mittlerweile auch deutschsprachige Helfer, so dass der Dienst auch in Deutschland, Östtereich und der Schweiz genutzt werden kann.

Ähnliche Ressource aber ganz anderes Geschäftsmodell

Man kann die Augen eines weltweiten Netzwerkes natürlich auch weniger altruistisch nutzen, wie das Beispiel des italienischen Unternehmens BeMyEye zeigt. Der gleichnamigen App liegt ein klares Geschäftsmodell zugrunde, Teilnehmer werden für ihre Leistungen vergütet, Unternehmen, die die Leistungen nutzen wollen, sind die zahlenden Auftraggeber. Zu diesen gehören z. B. Handelsketten, die über die App Marktbeobachtungen durchführen. Sie können auf diese Weise schneller und günstiger als bisher überwachen, ob Aktionen planmäßig durchgeführt werden. Sie erhalten vom Beobachter-Netzwerk z. B. auch Rückmeldungen zu Vertriebsmitarbeitern, deren Service- und Beratungsqualität durch die Testkäufer eingeschätzt wird. Auf diese Weise können Handelsketten Marktforschung betreiben und ihre Vertriebsaktivitäten besser steuern. Der App-Nutzer kann sich beim täglichen Einkauf ganz nebenbei ein paar Euro dazu verdienen. Nach Angaben des italienischen Unternehmens sind die Dienste derzeit in Italien, Deutschland, Frankreich, England und Spanien verfügbar. Über 300.000 "Beobachter" sollen bereits mitmachen und sog. Crowdsourced Store-Checks, Mystery-Shopping und andere Formen der Kontrolle als mobile Workforce ermöglichen. Sie werden über die App rekrutiert, führen ihre Dienste mit der App durch und rechnen diese direkt per PayPal auch über die App ab.

Quellen:

Kategorie

HealthOn - Experten in Sachen Digital Health

Dr. Ursula Kramer - Die Ap(p)othekerin bloggt auf HealthOn

DiGA-Expertin, Autorin, Beraterin

Die Vision eines gerechten, patientenorientierten Gesundheitssystems treibt die Ap(p)othekerin Dr. Ursula Kramer an. Digitalisierung sieht sie als Möglichkeit, diesem Ziel näher zu kommen. Seit 2011 testet sie Qualität, Sicherheit und Anwenderfreundlichkeit von Gesundheits-Apps, Medizin-Apps und Apps auf Rezept (DiGA). Sie will Transparenz schaffen und digitale Gesundheitskompetenz fördern. Sie teilt die Erfahrung aus der Analyse vieler tausender Gesundheits-Apps in der Beratung von Unternehmen, sie schreibt darüber im Blog auf HealthOn, hält Vorträge und erstellt wissenschaftliche Publikationen. Mehr zur Ap(p)othekerin Dr. Ursula Kramer...