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„Gute“ Apps für Diabetiker? Orientierungshilfen für Therapeuten

Geschrieben von anne.striegel am Freitag, 9. Oktober 2015 - 12:32

Eine Diabetes-App, die der Nutzer versteht, die dem Nutzer gefällt und die die Hilfeleistungen bietet, die sich der Nutzer wünscht, hat hohe Chancen, viele Nutzer zu erreichen und gute Bewertungen zu erzielen. Nutzerfreundlichkeit und Nutzerlebnis sind positiv. Ob eine solche App darüber hinaus auch das Selbstmanagement nachweislich und dauerhaft verändern und damit als „wirksam“ eingestuft werden kann, müssen Studien zeigen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden insbesondere jene Apps gut abschneiden, die sowohl die evidenzbasierten, psychologischen Verhaltensmodelle berücksichtigen als auch die Leitlinienempfehlungen des Diabetesmanagements.
Um als Therapeut diese Apps leichter zu identifizieren und Patienten bei der Wahl einer geeigneten App beraten zu können, hat ein Forscherteam der Universität Queensland eine Entscheidungshilfe entwickelt. Das Tool wurde mit 14 Top Diabetes-App geprüft, die in Google Play und iTunes verfügbar sind.

Ergebnis: Alle mit dem Tool geprüften Diabetes-Apps konnte das volle Spektrum der psychologischen Unterstützungsmöglichkeiten nur ansatzweise nutzen. Die Diabetes-Apps waren weitgehend als „Stand alone“-Lösungen konzipiert. Würden sie stattdessen als Baustein eines therapeutischen Gesamtkonzeptes konzipiert, könnten sie nach Überzeugung der Forscher ihre Wirksamkeit deutlich besser entfalten. Die entwickelte Entscheidungshilfe kann Therapeuten helfen, Diabetes-Apps zu finden, die auf den individuellen Unterstützungsbedarf ihrer Patienten abgestimmt sind.

Fazit:

Bisher sind Verbraucher und Patienten auf der Suche nach einer hilfreichen Gesundheits-App weitgehend auf sich selbst gestellt. Sie binden ihre Therapeuten in der Regel weder bei der Auswahl einer App ein, noch teilen sie die z. B. in digitalen App-Tagebüchern dokumentierte Messwerte oder Bewegungsdaten mit ihren behandelnden Ärzten (GAPP-Studie 2015). Mit dem Eintritt der Baby Boomer Generation ins Rentenalter wird sich der Anteil der Chroniker, die Smartphones und Gesundheits-Apps nutzen, stark ansteigen. Vertrauenswürdige, wirksame Gesundheits-Apps zu empfehlen, wird dann ebenso zum Alltag des Arztes gehören wie die Besprechung der digitalen Tagebücher. Werkzeuge für Therapeuten und Patienten zur Einschätzung des Nutzens von Gesundheits- und Medizin-Apps gewinnen daher an Bedeutung.

A Framework to assist Health Professionals in Recommending High-Quality Apps for Supporting Chronic Disease Self-Management: Illustrative Assessment of Type 2 Diabetes Apps. JMIR mHealth and uHealth. 2015 Sep 14;3(3):e87

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Mit unabhängigen Analysen informiert HealthOn, die Informations- und Bewertungsplattform für Gesundheits-Apps in Deutschland, über Trends und Entwicklungen auf dem Gebiet der digitalen Gesundheit. Die digitale Transformation ist eine Chance, die Gesundheitsversorgung zu verbessern. HealthOn will die dazu erforderliche Transparenz über die Qualität und den Nutzen der Apps schaffen und die Gesundheitskompetenz der App-Anwender stärken. Denn: Verbraucher, Patienten sollen Gesundheits- und Medizin-Apps selbstbestimmt nutzen können, Therapeuten sollen in der Lage sein, sie dabei zu unterstützen. Mehr zu HealthOn...