Krebs-Apps: Schwer zu finden, Qualität kaum einschätzbar
Wer sich in Sachen Krebsfrüherkennung oder als betroffener Krebspatient nach digitalen Unterstützungshilfen in den App-Stores umschaut, findet in dem großen Angebot von weltweit mehr als 130.000 Gesundheits-Apps (Google Play) derzeit lediglich 21 Apps, die zu diesem Zweck in deutscher Sprache und kostenlos angeboten werden (1). Diese „Krebs-Apps“ zu finden, fordert Suchenden viel Geduld ab: Die Apps in den langen Trefferlisten sind häufig in einer fremden Sprache abgefasst, völlig ohne Bezug zum Thema Krebs oder aber ausschließlich zur Nutzung durch medizinische Fachkreise. Über die Hälfte der untersuchten Apps stammen von unbekannten Anbietern, neben staatlichen Institutionen (n=3), Berufsverbänden (n=1) und Selbsthilfeorganisationen (n=2) treten auch Pharmaunternehmen (n=5) als Sponsoren bzw. Anbieter in Erscheinung.
Lückenhafte Angaben zur Sachverständigkeit
Alle untersuchten Apps zur Krebsvorsorge, und 80 Prozent der untersuchten Apps für Krebspatienten vermitteln gesundheitsbezogene Informationen. Weil die Angaben zu Autoren und Quellen lückenhaft sind oder vollständig fehlen, lässt sich nur schwer einschätzen, ob die Aussagen, Empfehlungen oder Tipps fachlich richtig und frei von Interessen der jeweiligen Anbieter sind.
Datenschutzerklärung & Angaben zu potentiellen Interessenkonflikten fehlen häufig
Ob und wie die personenbezogenen Daten geschützt sind, die immerhin bei jeder fünften untersuchten App mit Dritten ausgetauscht werden können, darüber kann eine Datenschutzerklärung Aufschluss geben, Sie fehlt in den meisten Fällen (55 Prozent). Ohne Impressum, das zeigt, wer bei Datenschutzverletzungen rechtlich verantwortlich gemacht werden kann, und ohne Hinweise, wie sich eine kostenlose App finanziert, geht der Nutzer das Risiko ein, falsch informiert zu werden oder mit seinen persönlichen Daten für die App-Nutzung zu bezahlen.
Risiken für Nutzer von Krebs-Apps
Jede vierte der untersuchten Krebs-Apps hat aufgrund der Unterstützungsfunktionen, die sie bietet, z. B. sensible Gesundheitsdaten aufzeichnen, auswerten, teilen, ein hohes Risikopotential - dass der Nutzer durch Falsch- oder Fehlinformation oder durch die unbefügte Nutzung seiner persönlichen Gesundheitsdaten durch Dritte Schaden nehmen kann. Nutzer sollten sich bewußt machen, dass das Risiko, das mit der Nutzung einer Gesundheits-App verbunden ist, sehr stark davon abhängig ist, wofür und wie intensiv der Nutzer eine App anwendet. Hilfe zur Einschätzung des Risikopotentials von Gesundheits-Apps bietet die Healthon Checkliste.
Erst Vertrauenswürdigkeit prüfen, dann App nutzen
Nutzer sind daher gefordert, sorgfältig zu prüfen, ob sie den Informationen vertrauen bzw. der App sensible Daten anvertrauen können. Eine Checkliste, die dabei hilft, sowie die ausführlichen Testberichte aller 21 untersuchten „Krebs-Apps“ und über 500 weiterer Gesundheits-Apps sind auf der Testbericht-Seite dieser unabhängige Informations- und Bewertungsplattform für Gesundheits-Apps HealthOn abrufbar.
Quellen
(1) Screening Krebs-Apps Dezember 2016, HealthOn: Untersucht wurden deutschsprachige, kostenlose Apps in Google Play mit folgender Stichwortsuche: Krebsvorsorge, Krebsnachsorge, Darmkrebs, Brustkrebs, Lungenkrebs, Prostatakrebs, "Leben mit Krebs", Krebsfrüherkennung, Leukämie, Krebshilfe, Chemotherapie, "Krebs Risiko", Hautkrebs, "Krebs und Bewegung". Infographik mit Screening-Ergebnissen. Details zum Screening und individuelle Einzelauswertungen gerne auf Anfrage.