Krankenkassen- & Pharma-Apps: Qualität & Transparenz
Wie transparent und fundiert informieren Gesundheits-Apps von Krankenkassen und Pharmaunternehmen und wie hat sich das Qualitätsniveau im Verlauf eines Jahres verändert? Diesen Fragen geht die Initiative Präventionspartner in ihrem aktuellen Marktscreening nach. Sie hat die Apps beider Anbietergruppen in den Kategorien Gesundheit & Fitness bzw. Medizin untersucht und anhand der Qualitätskriterien des HealthonApp-Ehrenkodex für vertrauensvolle Gesundheitsinformationen in Apps beurteilt. Im Fokus standen Gesundheits-Apps, die bereits vor einem Jahr unter den ersten 500 Apps in Google Play gelistet waren. Fast alle wurden zwischenzeitlich aktualisiert. Das Ergebnis zeigt weiterhin deutliche Optimierungspotentiale bei den untersuchten 19 Krankenkassen- und 15 Pharma-Apps:
- Das Impressum fehlt bei 3/2 der Apps, obwohl für Apps keine anderen Rechtsvorschriften gelten, als für Websites.
- 13/9 Apps machen keine Angaben zum Datenschutz, und das obwohl viele Verbraucher inzwischen wissen, dass die Hightech-Geräte sehr weitreichende Möglichkeiten bieten, das Nutzungsverhalten der Anwender aufzuzeichnen.
„Wenn die App keine Möglichkeit bietet, persönliche Daten einzugeben, entbindet dies die Anbieter nicht davon, Datenschutzhinweise zu kommunizieren,“ so Dr. Ursula Kramer von der Initiative Präventionspartner. Denn alleine aus der Kombination der Anwendungsgebiete einer App, z. B. Dokumentation von Blutzuckerwerten, und der sozioökonomischen Daten ihres Nutzers lassen sich umfassende Rückschlüsse ziehen, die Begehrlichkeiten wecken und z. B. an werbende Unternehmen verkauft werden können.
- Der Großteil der Apps macht keine Angaben zu Autoren (17/15), Datenquellen (14/13) bzw. Stand der Information.
„Bei medizinischen Informationen genügt es nicht, einen Pressesprecher des Unternehmens als Verantwortlichen zu benennen,“ so Dr. Kramer. Wir fordern, dass Aussagen mit Gesundheitsbezug nur von fachlich dafür qualifizierten Autoren stammen und diese von den App-Anbietern benannt werden. Auch wer Informationen kommuniziert, an denen Verbraucher ihr gesundheitsbezogenes Verhalten orientieren, sollte Quellen einschließlich Datum der Information sowie die Autoren nennen (z. B. regionale Pollenbelastung, Grenzwerte für Blutzucker, Blutdruck oder Körpergewicht, Übersetzungen von ICD-10 Diagnosen in patientenverständliche, korrekte Erklärungen).
- Angaben zur Werbe- und Finanzierungspolitik fehlen sowohl bei Kassen- als auch bei Pharma-Apps, die meisten Apps sind offensichtlich werbefrei (/).
Gerade Krankenkassen und Pharmaunternehmen wissen um die besonderen Fallstricke von verdecktem Sponsoring. Mit verbesserter Transparenz können sie eine Vorbildrolle übernehmen und Verbraucher für Interessenkonflikte sensibilisieren. Denn fehlende Informationen zur Werbepolitik und der Verzicht auf offensichtliche Werbeeinblendungen bedeuten nicht zwangsläufig, dass die Informationen unabhängig und werbefrei sind. Umgekehrt heißt es nicht, dass die Informationen in einer App mit Werbeeinblendungen interessengeleitet sein müssen, wenn z. B. Redaktion und Werbung deutlich erkennbar getrennt sind und ein expliziter Vermerk, z. B. im Impressum, auf die Unabhängigkeit der Redaktion hinweist. Fazit: Gesundheitskompetenz hängt in wachsendem Maße von der Medienkompetenz der Verbraucher ab. Verantwortliche Anbieter können Nutzern helfen, in dem sie diese für wenige, leicht überprüfbare Qualtitäskriterien in Apps sensibilisieren und sich selbst freiwillig zur Einhaltung dieser Standards verpflichten. Denn: Transparenz schafft Vertrauen und Akzeptanz. Und der medienkompetente Gesundheitsinteressierte sollte im besten Fall selbst dazu in der Lage sein, Angebote auf deren Vertrauenswürdigkeit zu überprüfen.