Selbsthilfe digital fördern: heute Websites, morgen Apps?
Die Anzahl der App-gestützten Hilfen, um Krankheiten besser zu bewältigen oder Verbraucher bei einem gesundheitsförderlichen Lebensstil zu unterstützen, wächst sehr dynamisch. Innerhalb von nur einem Jahr hat sich das Angebot von Krankenkassen und Pharmaunternehmen verdoppelt (1). In ihrem aktuellen Screening richtet die Initiative Präventionspartner ihr Augenmerk auf die Selbsthilfegruppen. Sie berücksichtigt dabei insgesamt 443 Selbsthilfeverbände, die über die NAKOS (Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen) (2) bzw. BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen) (3) gelistet sind. Gesucht wurde dabei mit den Namen der Selbsthilfegruppen im App-Store von Google Play. Die Treffer wurden eingeengt auf Apps mit Gesundheitsbezug, diese wurden nach den Qualitäts- und Transparenzkriterien des HealthOnApp-Ehrenkodex näher untersucht.
Das Ergebnis: Derzeit sind drei Apps von Selbsthilfeorganisation auffindbar in den Indikationen Parkinson, Depression, sowie Erste Hilfe bei Herzstillstand. Alle Apps sind werbefrei und enthalten Kontaktdaten sowie ein Impressum. Nur eine App bietet dem Nutzer darüber hinaus auch Informationen zum Autor und der Finanzierung der App. Datenschutzhinweise sowie Quellenangaben sind in keiner der drei Apps vorhanden. Details s. Datenbank Healthon.de. Eine Sammlung von insgesamt 200 Apps, die aus der Sicht europäischer Selbsthilfegruppen empfehlenswert sind, finden sich mit European Directory of Health Apps 2012-2013 (4).
FAZIT: Mittlerweile besitzen 40 Prozent der Bundesbürger über 14 Jahren ein Smartphone. Bei den 14 bis 29-Jährigen sind es sogar fast zwei Drittel (60 Prozent) (5). Die hohe Marktdurchdringung mit Smartphones eröffnet Selbsthilfeorganisationen neue Möglichkeiten, Betroffene auf sich aufmerksam zu machen bzw. neue Mitglieder zu erreichen. Apps mit regelmäßige News zu diagnostischen und therapeutischen Innovationen mit Dokumentations- oder Erinnerungshilfen zur besseren Krankheitsbewältigung, mit Terminen zu Informationsveranstaltungen oder Treffen regionaler Selbsthilfegruppen können Betroffene unterstützen. Selbsthilfegruppen erhalten nach SGB V § 20 c in Deutschland derzeit 42 Millionen Euro von Seiten der gesetzlichen Krankenkassen (6), die heute zum Teil in die Entwicklung von Webseiten investiert werden und zukünftig ganz sicher auch genutzt werden, um die Selbsthilfearbeit mobil durch Apps zu unterstützen.
- (1) HealthOn-Bericht vom 13.09.2013
- (2) Datenbank NAKOS Stand: 11.09.2013
- (3) Verband der BAGSO (Selbsthilfgruppen mit Gesundheitsbezug) Stand: 11.09.2013
- (4) European Directory of Health Apps Stand: 18.09.2013 (Link inaktiviert aufgrund von nicht Erreichbarkeit, geprüft 17.10.2022)
- (5) Ergebnis der BITKOM-Studie 2013 Stand: 18.09.2013 (Link inaktiviert aufgrund von nicht Erreichbarkeit, geprüft 17.10.2022)
- (6) AOK Bundesverband Stand: 18.09.2013